„Störenfriede“ im Klassenzimmer: Warum Strafen ins Leere laufen und wie wir Kindern wirklich helfen können

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Herausfordernde Kinder im Klassenzimmer

Wir arbeiten häufig mit engagierten Schulen zusammen, in denen Lehrkräfte Rituale zur Stärkung der Kinder durchführen, die Klassenzimmer liebevoll gestalten und großen Wert darauf legen, individuell auf die Bedürfnisse der Schüler einzugehen.

Trotzdem berichten uns viele Lehrkräfte, dass sie bei einigen Kindern an ihre Grenzen stoßen. Es gibt sie einfach, die Kinder, die ständig stören, laut sind oder aggressiv reagieren. Diese Kinder werden oft als „Störenfriede“ oder „Systemsprenger“ abgestempelt. Sie gelten als Problem – und das nicht nur für ihre Klassenkameraden, sondern auch für Lehrkräfte, Eltern und das gesamte Schulsystem. Doch was steckt eigentlich hinter diesem Verhalten? Warum helfen Strafen nicht weiter? Und vor allem: Was können wir tun, um diesen Kindern zu helfen?

Starkmacher Mentorin Julia Pauli Mentorin bei Stark ins Neue, trifft in ihrem Alltag immer wieder auf Lehrkräfte, die mit diesen Kindern nicht mehr weiterkommen, sie als Problem sehen.

Wie man mit ihnen umgehen kann, verrät sie in diesem Beitrag.

Julia Pauli aus Arnsberg ist Starkmacher-Mentorin und auch vor Ort in Schulen und Bildungseinrichtungen im Einsatz. Mehr Infos über sie und die Möglichkeit, Kontakt mit ihr aufzunehmen findest du hier.

Jedes Kind hat eine positive Absicht

Hinter jedem Verhalten steckt eine Absicht – auch hinter störendem Verhalten. Das ist eine der Grundüberzeugungen, die ich in meiner Arbeit vermittle.

„Ich sehe diese Kinder nicht als Problem – im Gegenteil. In ihnen steckt ungenutztes Potenzial. Der Schlüssel liegt darin, ihnen mit Verständnis und der richtigen Unterstützung zu begegnen.“ – so Julia Pauli.

Ein Kind, das laut, aggressiv oder unaufmerksam ist, hat immer ein Bedürfnis, das es nicht anders ausdrücken kann. Vielleicht fühlt es sich unverstanden, überfordert oder ignoriert.

Der erste Schritt ist, genau hinzuschauen: Was braucht dieses Kind wirklich? Möchte es Aufmerksamkeit, weil es sich zu Hause oder in der Schule übersehen fühlt? Reagiert es aggressiv, weil es sich selbst unsicher oder ängstlich fühlt?

Wenn wir beginnen, diese Fragen zu stellen, öffnen sich neue Wege im Umgang mit auffälligem Verhalten.

Strafen verstärken nur das Problem

Wenn Kinder sich aggressiv oder störend verhalten, greifen viele Schulen zu disziplinarischen Maßnahmen: Verwarnungen, Strafarbeiten, Ausschluss vom Unterricht. Diese Methoden scheinen kurzfristig zu wirken, doch auf lange Sicht führen sie in eine Sackgasse. Warum?

Weil Strafen oft nur die Oberfläche des Problems angehen.

Kinder, die als „Systemsprenger“ auffallen, haben oft tiefere emotionale oder soziale Probleme, sind überfordert und wissen nicht, mit ihren Gefühlen umzugehen. Strafen helfen ihnen nicht, diese Situation zu bewältigen. Stattdessen verstärken sie das Gefühl, falsch und unerwünscht zu sein. Die Kinder stempeln sich selbst als „schlecht“ ab, weil sie das auch von außen ständig hören. Das Ergebnis: Sie stumpfen ab, werden noch frustrierter und verhalten sich weiterhin auffällig.

Statt auf Strafen zu setzen, ist es viel hilfreicher, präventiv zu arbeiten – mit einer Haltung, die Kinder wirklich sieht und ihnen die Chance gibt, ihre eigenen Ressourcen zu entdecken.

Gespräche, die wirklich etwas verändern

Viele Lehrer und Lehrerinnen und Eltern sagen, dass sie bereits mehrfach mit dem betreffenden Kind gesprochen haben – ohne Erfolg.

Aber wie laufen diese Gespräche ab? Oft drehen sie sich darum, dem Kind seine Fehler aufzuzeigen und Besserung zu fordern. Leider ist das meist zum Scheitern verurteilt.

Effektive Gespräche verlaufen anders. Sie bieten dem Kind Raum, seine Perspektive darzulegen. Anstatt mit dem Finger auf das Kind zu zeigen, sollten wir ihm zuhören: Wie nimmt es die Situation wahr? Wo sieht es seine eigenen Fehler? Will es etwas ändern? Was braucht es, um sich anders zu verhalten?

Dieser Ansatz erfordert Geduld, aber er ermöglicht nachhaltige Veränderungen.

Kleine Schritte statt großer Erwartungen

Veränderungen passieren nicht über Nacht – weder bei Erwachsenen noch bei Kindern.

Hast du schon mal versucht, eine neue Gewohnheit zu etablieren, wie regelmäßig Sport zu machen oder abends auf die geliebten Snacks zu verzichten? Dann weißt du, wie herausfordernd es ist, alte Muster zu durchbrechen und langfristig dranzubleiben. Unser Gehirn ist an feste Routinen gewöhnt, die wir über Jahre hinweg aufgebaut haben, und diese zu ändern braucht Zeit und Geduld. Genau so ergeht es auch den Kindern.

Wenn wir von einem Kind erwarten, dass es sein Verhalten von heute auf morgen komplett umstellt, setzen wir es nur unter Druck. Besser ist es, kleine Fortschritte zu würdigen und das Kind Schritt für Schritt zu begleiten.

Jeder kleine Erfolg zählt. Ein Kind, das es schafft, seine Wut einen Moment länger zu kontrollieren, sollte dafür Anerkennung bekommen. So entwickeln sich nach und nach neue, positive Verhaltensmuster.

Somatische Übungen für das Nervensystem

Viele „Systemsprenger“-Kinder haben ein überreiztes oder dysreguliertes Nervensystem. Sie reagieren impulsiv, weil sie ihre Emotionen nicht gut regulieren können. Hier können somatische Übungen helfen, die das Nervensystem beruhigen und die Kinder zurück in ihre Mitte bringen.

Übungen, wie die “Strohhalm-Atmung” dauern nur wenige Minuten und können problemlos in den Schulalltag integriert werden.

Hilft jedem: Die Strohhalm-Atmung

So gehts:

  1. Setz dich bequem hin und entspanne deine Schultern.
  2. Atme tief durch die Nase ein, bis deine Lungen sich vollständig füllen.
  3. Stell dir vor, du pustest durch einen dünnen Strohhalm: Atme langsam und gleichmäßig durch den Mund aus. Lass dir Zeit.
  4. Wiederhole den Vorgang. Atme tief durch die Nase ein und dann wieder durch den „Strohhalm“ langsam aus.
  5. Mach das für ein paar Atemzüge und spüre, wie dein Körper ruhiger wird.

Diese Atemübung hilft nicht nur den auffälligen Kindern, sondern allen Schüler*innen, Stress abzubauen und das Nervensystem zu beruhigen, um mehr innere Ruhe zu finden.

Trauma und Neurodivergenz: Den Blick weiten

Es ist wichtig zu verstehen, dass auffälliges Verhalten manchmal auf tiefere Ursachen zurückzuführen ist. Kinder, die traumatische Erfahrungen gemacht haben oder neurodivergent sind, tun sich oft schwerer damit, den Erwartungen des Schulsystems gerecht zu werden. In diesen Fällen ist es wichtig, professionelle Unterstützung hinzuzuziehen und den Eltern entsprechende Empfehlungen zu geben.

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Den Weg gemeinsam neu gestalten

Wenn Strafen keine Lösung bieten, bleibt nur eine Alternative: Wir müssen am Anfang des Weges ansetzen – bevor er in eine Sackgasse führt. Das bedeutet, die eigene Haltung zu überdenken und den Kindern mit Verständnis, Geduld und positiven Angeboten zu begegnen.

Die Future Skills aus dem Starkmacher-Kurs sind eine ideale Basis, um Kindern langfristig zu helfen, ihr Verhalten zu reflektieren und neue Wege zu gehen.

Oder arbeite direkt mit einer Expertin und hole dir Julia Pauli als Starkmacher-Mentorin an deine Schule: Julia begleitet Bildungseinrichtungen auf ihrem Weg in eine zukunftsorientierte Pädagogik. Mit ihrer Expertise unterstützt sie Schulen, die neue Ansätze im Umgang mit Kindern suchen, stärkt Lehrkräfte und bindet auch die Eltern aktiv mit ein. Gemeinsam gestaltet ihr eine Umgebung, in der Kinder wachsen können – und Lehrkräfte die Unterstützung erhalten, die sie brauchen. Julia Pauli ist im Raum Arnsberg aktiv!

Hier kannst du sie kontaktieren: https://starkinsneue.de/julia-pauli/

Der Starkmacher-Kurs ist für alle, die sich einen neuen Umgang mit Kindern wünschen. Die kostenfreie Teilnahme wird durch die Förderung der Isotec Jugendhilfe e.V. realisiert. Wir laden alle Eltern, Pädagogen/-innen und die, die mit Kindern arbeiten oder leben ein, sich hier die Kraft, den Mut und die Leichtigkeit für ihren Alltag mit Kindern zu holen.